Gebäude selbst verklinkern: So geht’s richtig

Letztes Update: 08.02.25

 

Klinkerfassaden sind optisch ein echter Hingucker. Darüber hinaus bieten Klinker und Riemchen aber auch zahlreiche praktische Vorteile. Sie schützen das Mauerwerk vor Witterungseinflüssen, verbessern die Dämmung und erhöhen den Wert eines Gebäudes. Wenn Sie handwerklich ein wenig Geschick mitbringen, können Sie Ihr Haus oder eine Garage sogar selbst verklinkern. In diesem Artikel verraten wir Ihnen alles über die nötigen Voraussetzungen, Werkzeuge sowie die verschiedenen Klinker-Arten. Außerdem geben wir Ihnen eine detaillierte Anleitung mit auf den Weg, wie Sie Schritt für Schritt vorgehen.

 

1. Voraussetzungen und handwerkliche Anforderungen

Das Selbst-Verklinkern eines Gebäudes eignet sich vor allem für ambitionierte Heimwerker, die bereits Erfahrungen im Umgang mit Mörtel, Wasserwaage und Maurerkelle haben. Grundsätzlich eignen sich klinkerpaneele für die Selbstmontage sehr gut, aber auch klassische einzelne Riemchen und Klinker lassen sich mit etwas Geschick durchaus selbst montieren. Was Sie vorab klären sollten:

  1. Statik und Genehmigungen: Bei größeren Gebäuden oder Umbauten ist es ratsam, einen Statiker oder Architekten hinzuzuziehen. Teilweise kann eine Baugenehmigung erforderlich sein.
  2. Untergrund und Wandaufbau: Klinker wird meist als Vorhangfassade angebracht. Achten Sie daher darauf, dass die tragende Wand in gutem Zustand ist und evtl. vorhandene Dämmungen richtig eingebaut und geschützt werden können.
  3. Planung und Materialbedarf: Errechnen Sie die benötigte Menge an Klinkern, Mörtel und ggf. Isoliermaterial. Planen Sie die Fugenbreite ein und kalkulieren Sie Verschnitt sowie Reserve mit ein. Gehen Sie als Faustformel von 10 % aus, um auf der sicheren Seite zu sein.

 

2. Die wichtigsten Werkzeuge und Materialien

Folgende Werkzeuge und Materialien benötigen Sie:

  • Maurerkelle und Fugenkelle: Zum Auftragen von Mörtel und Verfugen der Klinker.
  • Wasserwaage und Schnurlot: Um ein exaktes Mauerwerk beziehungsweise eine exakte Verkleidung zu gewährleisten.
  • Zahnkelle (für Klinkerriemchen oder Klinkerpaneele): Verteilt den Kleber/Mörtel gleichmäßig.
  • Mörtelrührer oder Mischer: Zum Anmischen von Mörtel oder Kleber in einem Mörtelkübel.
  • Trennschleifer oder Steinsäge: Zum Zuschneiden von Klinkern bei Ecken und Anschlüssen.
  • Schutzkleidung: Handschuhe, Schutzbrille und ggf. Gehörschutz.
  • Mörtel (oder Kleber für Riemchen/Paneele): Achten Sie auf die richtige Produktwahl, oft ist spezieller Klinkermörtel nötig.
  • Fugbrett oder Fugeisen: Zum Verdichten und Glätten der Fugen.

 

3. Arten von Klinkern und ihre Vor- und Nachteile

Klinker gibt es in vielfältigen Ausführungen – von klassischem Handform-Klinker bis hin zu modernen, langformatigen Varianten. Welche Klinker-Art für Sie ideal ist, hängt vor allen Dingen von Ihrem persönlichen Geschmack und dem geplanten Budget ab. Auch die Montagefreundlichkeit spielt bei der Auswahl sicherlich eine Rolle.

 

3.1 Handform-Klinker / Handform-Riemchen

  • Optik: Natürliche, rustikale Oberfläche mit individuellen Unregelmäßigkeiten.
  • Vorteil: Sehr authentischer Charakter, passt gut zu historischen Gebäuden oder Landhausstil.
  • Variante als Riemchen: Dünnere Version, die aufgeklebt wird und weniger Platz benötigt.

 

3.2 Klinkerpaneele

  • Aufbau: Vorgefertigte Paneele, die aus mehreren Klinkerriemchen bestehen und auf einer Trägerplatte verklebt sind. Dadurch lassen sich große Flächen schneller verklinkern.
  • Vorteil: Schnelle und einfache Montage, da größere Flächen auf einmal angebracht werden.
  • Aussehen: Auch hier sind verschiedene Optiken möglich (rustikal, glatt, glasiert etc.).

 

3.3 Glatter Klinker

  • Optik: Glatte, ebenmäßige Oberfläche, meist mit klaren Kanten.
  • Charakteristik: Moderner Look, häufig bei zeitgenössischer Architektur eingesetzt.

 

3.4 Glasierte Klinkerriemchen

  • Eigenschaft: Mit einer Glasur beschichtet, dadurch besonders widerstandsfähig und glänzend.
  • Vorteil: Sehr pflegeleicht und schmutzabweisend, Farbvarianten sind möglich.

 

3.5 Engobierte Klinkerriemchen

  • Verfahren: Engobe ist eine keramische Schlämme, die vor dem Brennen aufgetragen wird.
  • Optik: Leicht seidiger Schimmer, Farbe wird intensiviert, gleichzeitig bleibt die natürliche Textur etwas erhalten.

 

3.6 Langformatige Klinker

  1. Dimensionen: Deutlich länger als Standardformate, häufig in modernen Bauten zu finden.
  2. Eindruck: Schlicht, elegant und zeitgemäß, da die Fugenanzahl reduziert wird und somit ein minimalistischer Look entsteht.

 

 

4. Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Selbst-Verklinkern

Im Folgenden gehen wir Schritt für Schritt durch den Vorgang. Wenn Sie die Schritte sorgfältig befolgen, alles vorbereitet haben und das nötige Geschick und Werkzeug mitbringen, können Sie ein Gebäude relativ einfach selbst verklinkern.

 

4.1 Vorbereitung des Untergrunds

  1. Säubern: Entfernen Sie Staub und Schmutz und gleichen Sie Unebenheiten aus.
  2. Grundierung: Je nach Wandbeschaffenheit kann eine Grundierung erforderlich sein (besonders bei saugenden Untergründen).
  3. Isolierung bei Bedarf: Sollten Sie eine wärmedämmende Schicht anbringen wollen, integrieren Sie diese fachgerecht zwischen Wand und Klinker.

 

4.2 Anlegen der Basis

  1. Sockelprofil montieren: Um eine gerade Grundlage zu schaffen, befestigen Sie ein Sockelprofil (z. B. aus Metall) am Wandfuß. Dieses dient als Auflage für die erste Klinkerreihe.
  2. Ausrichten: Achten Sie bei der Montage auf eine exakte Ausrichtung mithilfe der Wasserwaage.

 

4.3 Anbringen der Klinker

Klassische Klinker (gemauert):

  1. Tragen Sie den Mörtel in gleichmäßiger Schicht auf das Sockelprofil auf.
  2. Setzen Sie den ersten Stein und überprüfen Sie die Ausrichtung mit Wasserwaage und Schnur.
  3. Füllen Sie die senkrechten Fugen mit Mörtel.
  4. Arbeiten Sie sich Stein für Stein in die Höhe.
  5. Achten Sie darauf, regelmäßig die Maße und Fugenabstände zu kontrollieren.

Klinkerriemchen oder Klinkerpaneele (geklebt):

  1. Tragen Sie den Kleber mithilfe einer Zahnkelle auf die Wand (und ggf. auf die Rückseite der Riemchen) auf.
  2. Drücken Sie die Riemchen/Paneele fest in den Kleber.
  3. Verwenden Sie Fugen- oder Distanzkreuze, um gleichmäßige Abstände zu erhalten.
  4. Wiederholen Sie den Vorgang reihenweise und überprüfen Sie regelmäßig, dass alles in Waage bleibt.

 

4.4 Verfugen

Zeitpunkt: Sobald der Mörtel/Kleber etwas angezogen hat, aber noch nicht vollständig getrocknet ist.

Vorgehen:

  1. Rühren Sie den Fugenmörtel nach Herstellerangaben an.
  2. Füllen Sie die Fugen gleichmäßig, entweder mit Fugenkelle oder Fugbrett.
  3. Drücken Sie den Mörtel gut in die Fugen, damit keine Hohlräume entstehen.
  4. Glätten Sie die Fugen, entfernen Sie überschüssigen Mörtel mit einem feuchten Schwamm, bevor alles aushärtet.

 

4.5 Nachbehandlung

  1. Reinigung: Reinigen Sie überschüssige Mörtelreste von den Klinkern, bevor sie fest anhaften.
  2. Schutz: Bei kritischen Wetterverhältnissen (Regen, Frost, große Hitze) sollten Sie die Fassade mit einer Plane oder Folie schützen.
  3. Kontrolle: Prüfen Sie nach dem Trocknen, ob alle Fugen dicht und gleichmäßig sind.

 

5. Wichtige Tipps und häufige Fehler

Fugenbreite einhalten: Uneinheitliche Fugen machen sich später stark bemerkbar. Nutzen sie unbedingt Distanzkreuze, um eine gleichmäßige Fuge zu gewährleisten.

Mörtelqualität: Verwenden Sie speziellen Klinkermörtel, denn normaler Maurermörtel kann bei den höheren Belastungen und den geringeren Fugenbreiten Probleme bereiten.

Wasserablauf sicherstellen: Achten Sie auf die richtige Abdichtung im Sockelbereich und rund um Fenster und Türen.

Witterungsschutz: Planen Sie Ihr Vorhaben bei geeignetem Wetter, um Frostschäden oder starke Austrocknung zu vermeiden.

Saubere Arbeitsschritte: Legen Sie großen Wert auf Präzision bei jedem Stein bzw. Riemchen – eine Korrektur nach dem Aushärten ist meist schwierig und arbeitsintensiv.

 

6. Fazit

Das Selbst-Verklinkern eines Gebäudes ist kein Hexenwerk. Mit dem nötigen handwerklichen Geschick sowie den richtigen Materialien und Werkzeugen können Heimwerker ein professionelles Ergebnis erzielen, wodurch sich viel Geld sparen lässt.

Die Fassade erhält eine charakteristische Optik, ist vor Witterung geschützt und profitiert von den isolierenden Eigenschaften der Klinker. Achten Sie jedoch darauf, genügend Zeit einzuplanen und bei Unsicherheiten fachlichen Rat (z. B. von einem Maurer, Architekten oder Statiker) einzuholen. So steht deinem selbst verklinkerten Traumhaus nichts mehr im Wege.

 

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