S1, S2 und S3 Sicherheitsschuhe – Unterschied erklärt

Letztes Update: 27.04.24

 

Sicherheitsschuhe sind ein Bestandteil der PSA (Schutzausrüstung) in vielen Berufen. Auch im Privatbereich sind sie empfehlenswert, wenn Ihre Füße im Hobby, beim Heimwerken oder im Alltag – beispielsweise auf der Baustelle zuhause – gefährdet sind. Insbesondere in Bereichen, in denen Gefahren für die Fußgesundheit bestehen, sind Sicherheitsschuhe unverzichtbar. Es gibt allerdings verschiedene Sicherheitsklassen, die auf unterschiedliche Arbeitsumgebungen und -anforderungen zugeschnitten sind. In diesem Artikel werden wir uns ausführlich mit den Sicherheitsschuhen der Klassen S1, S2 und S3 befassen und die Unterschiede zwischen ihnen erklären.

 

Verschiedene Einsatzbereiche von Sicherheitsschuhen:

Sicherheitsschuhe werden in einer Vielzahl von Arbeitsumgebungen eingesetzt, in denen besondere Fußschutzanforderungen bestehen. Hier sind einige der häufigsten Einsatzbereiche von Sicherheitsschuhen:

Bau- und Baugewerbe: In der Baubranche besteht ein erhöhtes Risiko von Stoßverletzungen durch herabfallende Gegenstände, umherfliegende Trümmer und scharfe Materialien. S3 Sicherheitsschuhe mit Durchtrittschutz und Zehenschutzkappe sind hier besonders wichtig.

Schwerindustrie: In der Schwerindustrie, wie z. B. in der Metallverarbeitung oder im Maschinenbau, können schwere Maschinen und Ausrüstungen zu Quetschungen und Verletzungen führen. S3 Sicherheitsschuhe bieten hier einen geeigneten Schutz.

Anderes Handwerk: Auch in anderen Handwerksbetrieben kommen Sicherheitsschuhe zum Einsatz. So werden beispielsweise auch in Bäckereien, bei Malern oder in Großküchen Sicherheitsschuhe verwendet.

Logistik und Lagerarbeit: In Lagerhallen und bei logistischen Tätigkeiten besteht das Risiko von Stolpern, Rutschen und Einklemmen der Füße durch Gabelstapler oder Paletten. S2 oder S3 Sicherheitsschuhe mit rutschfester Sohle sind in diesen Bereichen besonders relevant.

Elektroindustrie: In Bereichen, in denen mit elektrischen Gefahren gearbeitet wird, wie z. B. in der Elektrik, Elektronik oder Telekommunikation, sind ESD-zertifizierte Sicherheitsschuhe erforderlich, um elektrostatische Entladungen zu verhindern.

Chemische Industrie: In Umgebungen, in denen mit gefährlichen Chemikalien gearbeitet wird, sind spezielle Sicherheitsschuhe erforderlich, die gegen chemische Substanzen beständig sind und über eine rutschfeste Sohle verfügen, um das Risiko von Ausrutschen zu verringern.

Gesundheitswesen: Im Gesundheitswesen, insbesondere in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, sind Sicherheitsschuhe mit rutschfesten Sohlen und gegebenenfalls mit antimikrobiellen Eigenschaften erforderlich, um das Risiko von Stürzen und Infektionen zu minimieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Anforderungen an Sicherheitsschuhe je nach Branche, Unternehmen und spezifischer Arbeitsumgebung variieren können. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten die einschlägigen Vorschriften und Normen berücksichtigen, um die richtigen Sicherheitsschuhe für den jeweiligen Einsatzbereich auszuwählen und sicherzustellen, dass sie den erforderlichen Schutz bieten.

 

S1, S2 und S3 Sicherheitsschuhe im Vergleich

Bei Sicherheitsschuhen steht das „S“ in der Bezeichnung für Schutzklasse. Es wird zwischen den drei Haupt-Schutzklassen S1, S2 und S3 unterschieden. Im Folgenden erklären wir Ihnen, was genau die drei verschiedenen Arten von Schutzklassen ausmacht und wie sie sich unterscheiden.

S1 Sicherheitsschuhe

S1 Sicherheitsschuhe sind die kleinste Kategorie von Arbeitsschuhen. Sie müssen die Mindestanforderungen erfüllen und bieten einen Basis-Fußschutz. Die wichtigsten Merkmale von S1 Schuhen sind:

Geschlossener Fersenbereich

Antistatische Eigenschaften

Energieaufnahme im Fersenbereich

Öl- und kraftstoffbeständige Sohle

Obermaterial aus Leder oder anderen Materialien mit vergleichbarer Festigkeit

S1 Sicherheitsschuhe eignen sich für Arbeitsumgebungen, in denen das Risiko von Stoßverletzungen oder leichten mechanischen Belastungen besteht. Sie sind jedoch nicht wasserdicht oder durchtrittsicher. Sie müssen jedoch Stöße von mindestens 200 Joule und einen Druck von 15 kN aushalten. Zudem müssen Obermaterial und Futter reiß- und abriebfest sein.

Der Zehenschutz von S1-Sicherheitsschuhen kann aus Stahl, Aluminium, Kunststoff oder Karbon bestehen. Beachten Sie, dass die Sicherheitsschuhe ausgetauscht werden müssen, wenn der Zehenschutz beschädigt wurde, denn sie erfüllen dann unter Umständen nicht mehr die Belastungsanforderungen.

Besonderheit S1P Arbeitsschuhe: Die Schutzklasse S1P bedeutet, dass die Sicherheitsschuhe durchtrittsicher sind. Das „P“ steht in diesem Fall für penetration proof. Dadurch schützen sie vor spitzen Gegenständen wie Nägeln auf dem Boden. Daher kommen sie beispielsweise häufig bei Tischlern und Schreinern zum Einsatz.

S2 Sicherheitsschuhe

S2 Sicherheitsschuhe bieten im Vergleich zu S1 Schuhen einen erweiterten Schutz und sind vor allem für feuchte Arbeitsumgebungen geeignet. Die Hauptmerkmale von S2 Schuhen sind:

→ Sie erfüllen alle Kriterien von S1 Schuhen

→ Wasserdichtes Obermaterial, das das Eindringen von Wasser oder Feuchtigkeit verhindert

S2 Sicherheitsschuhe sind ideal für Arbeitsplätze, an denen mit Feuchtigkeit oder Spritzern von Wasser oder Flüssigkeiten zu rechnen ist. Sie bieten jedoch keinen Durchtrittschutz gegen scharfe Gegenstände. Das Obermaterial muss mindestens eine Stunde lang wasserabweisend sein. Häufig werden sie daher in der Logistik oder in KFZ-Werkstätten getragen.

S3 Sicherheitsschuhe

S3 Sicherheitsschuhe stellen die höchste Kategorie von Sicherheitsschuhen dar und bieten umfassenden Schutz für den Träger. Sie kombinieren die Merkmale von S1 und S2 Schuhen und bieten zusätzlichen Durchtrittschutz. Die wichtigsten Merkmale von S3 Schuhen sind:

→ Erfüllen alle Kriterien von S2 Schuhen

→ Durchtrittsichere Zwischensohle, die das Eindringen von scharfen Gegenständen in den Schuh verhindert

S3 Sicherheitsschuhe sind ideal für Arbeitsumgebungen, in denen das Risiko von Durchtrittsverletzungen durch Nägel, Glasscherben oder andere scharfe Gegenstände besteht. Sie bieten auch Schutz vor Feuchtigkeit und sind rutschfest. Sie kommen besonders häufig im Hoch- und Tiefbau oder bei Abbruch- und Entsorgungsunternehmen zum Einsatz.

Zusätzliche Sicherheitsklassen

Neben den genannten Schutzklassen gibt es auch noch die Schutzklassen 4 und 5. Hierbei handelt es sich allerdings um Gummistiefel. In der S4-Variante haben sie keine durchtrittsichere Sohle, die S5-Klasse hat zusätzlich eine durchtrittsichere Sohle.

 

Arbeitsschutzgesetz schreibt Schutzausrüstung vor

Welcher Schuh für den jeweiligen Einsatzbereich als bester Sicherheitsschuh in Frage kommt, ist im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) im §5 geregelt. Hier ist festgelegt, dass der Arbeitgeber bestimmen muss, welche persönliche Schutzausrüstung (PSA) für die Mitarbeiter erforderlich ist. Zur PSA gehören neben Sicherheitsschuhen auch Helme, Schutzbrillen, Ohrstöpsel, Handschuhe, Arbeitsschutzkleidung und mehr. Nachdem im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz ermittelt wurde, welche Schutzausrüstung benötigt wird, schreibt der Arbeitsgeber sie den Mitarbeitern vor.

Wenn die Füße in irgendeiner Weise gefährdet sind, müssen Arbeitsschuhe in der entsprechenden Schutzklasse bereitgestellt werden und der Mitarbeiter muss sie tragen. Bei der Auswahl des richtigen Schuhs spielen natürlich auch Kriterien wie Komfort, Ergonomie und Ausstattung eine große Rolle. Für Arbeiten im Knien gibt es zudem spezielle Sicherheitsstiefel. Diese sind sinnvoll, wenn Sie beispielsweise Schweißen oder mit Kettensägen arbeiten.

So finden Sie die richtigen Sicherheitsschuhe für den jeweiligen Einsatzbereich

Ob und welche Gefährdungen vorliegen, hängt nicht mit bestimmten Tätigkeiten zusammen. Eine Gefahr besteht immer dann, wenn die Möglichkeit von Fuß- oder Beinverletzungen besteht. Bei solchen potenziellen Verletzungen kann es sich um Stöße, Einklemmen, herabfallende oder umfallende Gegenstände, das Eintreten spitzer Gegenstände, den Kontakt mit heißen oder ätzenden Flüssigkeiten oder auch andere äußere Einflüsse handeln.

Wenn Sie die Schutzklasse für Ihren Arbeitsplatz ermitteln möchten, sollten Sie sich die folgenden Fragen stellen:

Was ist die Arbeitsumgebung? Wenn Sie hauptsächlich im Innenraum arbeiten, sind die Schutzklassen S1 oder S1P angemessen. Wenn Sie jedoch überwiegend im Freien arbeiten, sollten Sie sich eher für die Schutzklassen S2 oder S3 entscheiden, da diese zusätzlichen Schutz vor Feuchtigkeit bieten.

Brauchen Sie Schutz vor Nässe? Wenn Sie beispielsweise im Gartenbau tätig sind und Witterungseinflüssen ausgesetzt sind, haben Sie die Wahl zwischen den Sicherheitsklassen S2 und S3, die zusätzlichen Schutz vor Feuchtigkeit bieten.

Wie sauber ist der Boden? Wenn sich spitze Gegenstände, Scherben oder Nägel auf dem Boden befinden, sollten Sie sich unbedingt für die Schutzklasse S3 entscheiden, da diese Schuhe eine Sohle mit Durchtrittschutz haben.

So erkennen Sie die Schutzklasse von Sicherheitsschuhen

Die Schutzklasse von Sicherheitsschuhen kann anhand von Kennzeichnungen und Symbolen auf dem Schuh bzw. auf der Lasche  – siehe nächster Abschnitt – oder in der Produktbeschreibung abgelesen werden. Darüber hinaus können Sie verschiedene Merkmale auch erkennen, die auf eine Schutzklasse hinweisen:

Zehenschutzkappe: Die Zehenschutzkappe ist eines der wichtigsten Merkmale von Sicherheitsschuhen und bietet Schutz vor Stoß- und Druckverletzungen im Zehenbereich. Die Zehenschutzkappen können aus verschiedenen Materialien wie Stahl, Kunststoff oder Aluminium bestehen. Das Vorhandensein einer Zehenschutzkappe weist darauf hin, dass der Schuh mindestens der Schutzklasse S1 entspricht.

Durchtrittschutz: Ein weiteres Merkmal, das auf die Schutzklasse hinweisen kann, ist der Durchtrittschutz in der Sohle des Schuhs. Durchtrittsichere Sohlen bestehen oft aus einer flexiblen Zwischensohle, die das Eindringen von scharfen Gegenständen wie Nägeln oder Glasscherben verhindert. Das Vorhandensein eines Durchtrittschutzes deutet auf die Schutzklasse S3 oder S1P hin.

Antistatische Eigenschaften: Wenn der Schuh antistatische Eigenschaften aufweist, wird dies normalerweise durch das Symbol eines stilisierten Schuhprofils mit einem Blitz dargestellt. Antistatische Schuhe leiten elektrostatische Ladungen ab und minimieren das Risiko von Funkenbildung, was in explosionsgefährdeten Umgebungen wichtig ist.

Wasserdichtigkeit: Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S2 und S3 sind oft wasserdicht, um zusätzlichen Schutz vor Feuchtigkeit oder nassen Arbeitsbedingungen zu bieten. Dies kann durch eine Kennzeichnung wie “WR” (water-resistant) oder “WP” (waterproof) auf dem Schuh angegeben sein.

Normen und Zertifizierungen: Sicherheitsschuhe können auch spezifische Normen und Zertifizierungen erfüllen, die auf die Schutzklasse hinweisen. Zum Beispiel erfüllen Schuhe, die der EN ISO 20345 Norm entsprechen, die Mindestanforderungen für Sicherheitsschuhe. Zusätzlich können spezifische Codes oder Buchstabenkombinationen auf dem Schuh angegeben sein, um auf bestimmte Schutzklassen hinzuweisen.

Symbole bei der Kennzeichnung von Sicherheitsschuhen

In der Regel finden sich auf dem Etikett des Schuhs Hinweise über die Schutzmechanismen, die vorhanden sind. Folgende Buchstaben sind hierbei als Abkürzungen geläufig:

A: Antistatisch
AN: Knöchelschutz
B (Form): knöchelhoch/mittelhoch
C: Elektrisch leitfähig
CI: Kälteisoliert
CR: Schnittfestes Obermaterial
E: Ferse nimmt Energie auf
FO: Kraftstoffbeständig
HI: Wärmeisoliert
HRO: Hitzeschutz bis 300 °C
M: Mittelfußschutz
P: Durchtrittsicher
SRC (Stufen A bis C): Rutschfestigkeit der Sohle
WP: Wasserdicht
WR: Wasserabweisend
WRU: Obermaterial wasserabweisend

 

Meistgestellte Fragen

Falls Sie weitere Fragen zu Sicherheitsklassen bzw. Schutzklassen haben, können Sie uns jederzeit kontaktieren. Gerne können Sie uns auch einen Kommentar hinterlassen. Die häufigsten Fragen, die uns erreichen, haben wir hier kurz für Sie zusammengefasst und beantwortet.

Sind Sicherheitsschuhe der Klasse S3 immer wasserdicht?

Ja, S3 Sicherheitsschuhe sind in der Regel wasserdicht, da sie die Merkmale von S2 Schuhen, einschließlich des wasserdichten Obermaterials, aufweisen.

Sind S1 Sicherheitsschuhe für alle Arbeitsumgebungen geeignet?

S1 Sicherheitsschuhe bieten nur einen grundlegenden Schutz und sind für Arbeitsumgebungen mit geringem Risiko von Stoßverletzungen oder leichten mechanischen Belastungen geeignet.

Welche Schutzklasse sollte ich wählen, wenn ich in einer Umgebung mit scharfen Gegenständen arbeite?

S3 Sicherheitsschuhe bieten einen Durchtrittschutz und sind ideal für Arbeitsumgebungen, in denen das Risiko von Durchtrittsverletzungen besteht.

Gibt es Unterschiede zwischen S1P und S3 Sicherheitsschuhen?

Ja, der Hauptunterschied besteht darin, dass S1P Sicherheitsschuhe eine durchtrittsichere Zwischensohle haben, während S3 Sicherheitsschuhe zusätzlich wasserdicht sind.

Welche Sicherheitsschuhe sind für den Schutz vor elektrischen Gefahren geeignet?

Zusätzlich zu den genannten Klassen sollten Arbeitnehmer, die mit elektrischen Gefahren arbeiten, nach Sicherheitsschuhen suchen, die eine ESD-Zertifizierung (Elektrostatische Entladung) haben.

 

Vermeiden Sie Spontankäufe

Sie sollten es beim Kauf von Sicherheitsschuhen unbedingt vermeiden, Ihre Entscheidung spontan zu treffen. Prüfen Sie genau, welche Schutzklasse die Schuhe haben sollten und achten Sie nicht nur auf Bequemlichkeit und Design. Wenn Sie wissen, welche Schutzklasse Sie benötigen, kommt es aber durchaus auf den Komfort, Halt und die Bequemlichkeit an; schließlich tragen Sie die Schuhe über viele Stunden hinweg. Sie sollten nicht drücken und zudem komfortabel sein. Auch ein S3-Sicherheitsschuh muss keineswegs unbequem sein oder sich sperrig an den Füßen anfühlen.

Wenn Ihnen keine Sicherheitsschuhe gestellt werden, Sie aber potenziellen Gefahren ausgesetzt sind, sollten Sie Ihren Arbeitgeber auf das Arbeitsschutzgesetz aufmerksam machen. Hierin ist klar geregelt, dass entsprechende Sicherheitsschuhe – bei Vorliegen einer Gefahr für die Füße – vom Arbeitgeber gestellt werden müssen.

Es ist wichtig, die spezifischen Anforderungen Ihrer Arbeitsumgebung zu berücksichtigen und die entsprechende Sicherheitsklasse der Arbeitsschuhe auszuwählen. Sicherheitsschuhe spielen eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Fußverletzungen und sollten daher sorgfältig ausgewählt und regelmäßig überprüft werden, um ihre Schutzwirkung aufrechtzuerhalten.

 

 

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